Sonntag, 29. Juli 2018

48. Tag der Marathon Vorbereitung: Kirschpflaumenlauf

Die Nachbarn haben meiner Frau gesagt, dass ich krank aussehe. Wieso sieht jemand krank aus, der ein optimales Gewicht hat? Wieso sieht jemand mit optimalen BMI für jemand, der selbst übergewichtig ist, krank aus? Ist das Weltbild der Menschen schon derartig verrückt, dass fett sein als gesund gesehen wird?

Nunja, ich werde meine Krankheit pflegen und bereite mich auf den nächsten Lauf vor. Ich habe extra einen Beutel für den Baum, den ich gestern entdeckt habe, eingesteckt.

Ich lief einfach die Strecke von gestern ab, um den Baum meiner Begierde zu finden. Als ich in Schwarzenbruck angekommen bin, wusste ich, dass ich den Baum vor lauter Wald nicht gefunden habe. Also bin ich die Strecke noch einmal zurückgelaufen. Dummerweise musste ich dazu einen sehr steilen Berg hoch. Ich kam mir vor wie jemand, der nach einem Cache sucht. Hat jemand den Baum bereits abgeerntet? Mein Blick war immer auf die rechte Seite des Weges gerichtet. Plötzlich stand er vor mir. Viele Früchte waren in der Tat nicht mehr dran. Die Früchte waren unerreichbar ohne Leiter. Aber es lagen viele unversehrte Früchte unten. Ich sammelte sie auf und hatte mein kleines Säckchen schnell gefüllt. Dann rüttelte ich noch am Stamm und weitere Früchte kugelten zu Boden. Meine Hand trug von der Aktion eine kleine Schürfwunde davon und fing an zu bluten.

Ich speicherte die Position auf meiner Uhr ab, damit ich nächstes Jahr zur Erntezeit wieder den Baum besuche. Hoffentlich wird er nicht aus Fremdenfeindlichkeit in der Zwischenzeit abgesägt, da er ursprünglich aus dem Balkan und Klein- bis Mittelasien stammt.

Mit dem Beutel in der Hand lief es sich durchaus ungemütlicher. Meine Geschwindigkeit ging runter gegenüber der ersten Hälfte des Laufs. Ich nahm den kürzesten Weg zurück. Eigentlich wollte ich noch gestern insgesamt 10 Kilometer laufen und dafür schnell. Aber die Gelüste entschieden sich heute für den Baum. Am Ende der Laufeinheit waren es 20 Kilometer.

Heute morgen kam ich mir vor, wie ein alter Mann. Ich ging unelegant die Treppe herunter, stützte mich dabei am Geländer ab. Der Lauf von gestern ließ grüßen. Unfassbar, dass ich beim heutigen Lauf nichts davon merkte. Wahrscheinlich war ich abgelenkt von der Baumsuche. So ein Quatsch machen auch nur die wenigsten Läufer. Die meisten gehen in den Supermarkt und kaufen das, was sie brauchen. Aber Kirschpflaumen an einem Sonntag zu bekommen, ist schwer. Ich habe soviel Steinzeitgene in mir, dass ich für Nahrung weiter gehe als Andere. Das hält mich jung und leistungsfähig, zumindest bis zum nächsten Morgen, wenn die Treppe auf mich wartet.

Zu Hause empfing mich meine Frau mit einem Gurkensalat, einer Frikadelle und Kartoffelbrei. Lecker! Der Kartoffelbrei schmeckte nach Kartoffeln, weil er Bio war. Die Frikadelle war vom Metzger des Vertrauens. Die Gurke war von der Nachbarin, die im Gegentausch acht Äpfel bekommen hat.

Die Äpfel schmeckten dieses Jahr besonders gut. Erstens waren sie nicht gespritzt und zweitens waren sie groß, säuerlich und süß zugleich. Das war die Jahre zuvor nicht immer so. Da konnten wir sie nur zum Backen nehmen.

Aus den geernteten Kirschpflaumen aus dem Wald haben wir Kompott gemacht. Das schmeckt bestimmt super mit Joghurt.


Meine Frau hatte zu allem Überfluss einen Apfel-Brombeer-Kuchen gebacken. Ich wußte wirklich nicht, wie ich das alles essen sollte, aber ich gab mein Bestes wie immer.

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