Die Zuschauer des Hamburg Marathons spalten sich in mehrere Lager. Ein Lager bestand aus Personen, die die nur einen Grund gesucht haben, um zu feiern was das Zeug hält mit null Interesse für den Sport. Sie würden auch bei einem Oldtimer- und einem Rasenmäher-Rennen genauso euphorisch und sturzbetrunken abfeiern.
Dann gab es die Sozialen, die gerne halfen. Es werden Getränke, Bananen, Wasser aus Gartenschläuchen privat aus eigener Tasche finanziert und den Läufern bereitgestellt. Besonders Familien mit Kindern sind da hoch engagiert.
Mir fielen auch auf, dass es einige Zuschauer gab, die dachten, wie bescheuert es ist, über 42 Kilometer bei dieser Temperatur zu laufen.
"Mit was für Blödsinn sich große Menschen beschäftigen."
A. Lindgren
Dann gab es die Fachsimpler, die ich in Seitengesprächen mitbekommen habe: "Ist das nicht ein schneller Läufer, der Startblock E auf seiner Nummer hat?". Antwort: "Nicht zwingend, das sind nur die Meldezeiten.". Ein weiterer Zuschauer studierte scheinbar die Meldelisten und verglich sie mit den Vorbeilaufenden und meinte tatsächlich: "Der kommt aus Nürnberg" als ich vorbei lief.
Es gab auch Anwohner, die sich ärgerten, dass ihre Straße kaum benutzbar war.
Ein paar Sprüche von Zurufen sind mir noch im Ohr:
"Simone, guck auf die Zeit."
Ein Läufer, der Simone gefallen wollte, antwortete: "Was für ein Arschloch!".
Simone meinte nur lässig: "So sind die Hamburger.".
"Lass Dich nicht unterkriegen, sei frech und wild und wunderbar."
A. Lindgren
Ich bin vergleichsweise glimpflich bezügliche Sprücheklopfer davon gekommen.
"Ingo, zieh!!", "Ingo, gib Gas!"
"Ingo, den Gelben bekommst Du noch.". Es lief in 50 Metern ein Läufer mit einem gelben Shirt vor mir. Ich grinste nur, denn es geht beim Marathon nicht darum, andere zu besiegen, die Herausforderung ist, in einer für sich akzeptablen Zeit anzukommen.
Ein Läufer bemerkte kritisch zu den passiven Zuschauern: "Nicht bloß gucken, klatschen.". Läufer sind auch manchmal undankbar. Das liegt vermutlich an der Sauerstoffunterversorgung.
Die größte Gruppe waren die Angehörigen der Sportler und die eingefleischten Fans des Laufsports, die beurteilen konnten, was es für eine Leistung ist, sich hier beim Marathon durchzukämpfen. Voller Bewunderung und Begeisterung haben sie die Läuferschar angefeuert.
Für mich hat jeder einzelne Zuschauer ganz gleich zu welchem Lager er angehörte und wie zahlreich und laut sie waren, dazu beigetragen, dass ich ständig abgelenkt war und mich weniger um meine persönlichen Beeinträchtigungen kümmerte. Wer will schon zurückfallen unter all den Blicken. Es ist doch viel cooler als Marathon-Läufer unter all den Staffelläufern die ganze Strecke in einer mörderischen Geschwindigkeit durchzulaufen und dabei auch noch zu ständig zu überholen.
Vielen Dank, Ihr Hamburger. Der Hamburg Marathon hat Spaß gemacht und ich kann ihn nur wärmstens empfehlen. Danke auch an Krombacher, dass Ihr mir die Gelegenheit für dieses Spektakel gegeben habt.
Ich versteh jetzt auch warum der Hans Hummel auf der Medaille ist.
Der Wasserträger war ein missmutiger Mensch und von den Kindern
Hamburgs mit dem Spottnamen „Hummel, Hummel“ berufen. Darauf antwortete er mit „Mors, Mors“, was soviel bedeutet wie „Kratz Dich am Hintern“.
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