Neulich auf der Bahn ist mir eine Episode aus meinem Leben eingefallen, die ich nie vergessen werde, obwohl sie schon so lange zurückliegt.
Damals hatte ich während der Bundeswehr-Grundausbildung gehört, dass es einen Wettkampf zwischen verschiedenenen Kompanien gibt. 10 Kilometer galt es auf der Bahn zu laufen. Ich war begeistert, denn das wäre doch mal eine Abwechslung. Ich trabte zur Anmeldung zu meinem Kompanie-Chef, den ich noch nie zuvor gesehen hatte. Dieser wirkte belustigt als ich ihn über mein Anliegen informierte und er fragte, ob ich denn wisse, wie lang 10 Kilometer sein können?
"Ich antwortete, ja bin ich schon mehrmals gelaufen."
Der Chef schien nicht überzeugt und setzte nach: "Unsere Kompanie hat einen Ruf zu verlieren. Wir wollen uns als Instandsetzungskompanie nicht blamieren. Wir stehen sowieso schon als nicht kämpfende Einheit im Schatten der Resttruppe."
Also darum ging es. Nicht um mich, nicht um den Sport, sondern um Ruhm und Ehre der Truppe.
"Wie hat denn die Kompanie bisher abgeschnitten?", fragte ich.
"Es hat sich nie jemand von uns angemeldet."
"Okay, dann haben wir also noch gar keinen Ruf aufbauen können, den wir verlieren könnten. Schlimmer, wir haben uns der Herausforderung nicht gestellt. Ich würde das machen".
"Na gut, meinetwegen. Ich melde Sie an."
Ich trat weg und an dem Tag des Wettkampfes, war ich in der Tat der einzige Athlet aus meiner Kompanie. Insgesamt war das Starterfeld sehr übersichtlich. Ich kann mich nur an einen Läufer erinnern, der mir eine Konkurrenz darzustellen versuchte.
Ich wusste, dass ich nicht der tollste Sprinter war, daher zog ich bereits zwei Kilometer vor dem Ziel das Tempo an, um nicht im Schlussspurt vor der Ziellinie überholt zu werden. Solche Geschwindikeitserhöhungen bei hohem Tempo kosten enorm Energie und ich wusste nicht, ob die Konkurrenz nicht auch mitziehen würde. Dem Konkurrenten war das Tempo jedoch zu hoch. Er fiel immer weiter zurück. Eine Runde vor dem Ziel wusste ich, den Titel hatte ich sicher.
Es gab kaum Zuschauer, keine Stimmung, es war gespenstig ruhig. Erleichtert und freudig lief ich ins Ziel. Irgendwann später kam der zweite Läufer und meinte zu mir: "Glückwunsch - vielleicht sollte ich weniger rauchen.".
"Ja", meinte ich, "da ist was dran. Aber danke und Du bis auch gut gelaufen".
"Ich hatte bisher immer gewonnen."
Zurück bei meinem Kompanie-Chef, der aus allen Wolken gefallen war: "Sie haben unsere Kompanie stolz gemacht. Noch nie haben wir diesen Wettkampf gewonnen. Toll, Sie bekommen einen halben Tag frei.".
Na, das hatte sich ja gelohnt. Im weiteren Verlauf der Grundausbildung hatte sich weiterhin vieles geändert. Die Medaille hing im meinem Spint und jedem Spint-Inspekteur fiel sie ins Auge. Von nun an hatte ich keine Probleme mehr mit unsauber zusammengelegten Hemden, matten Kampfstiefeln und nicht perfekter Rasur. Ich war okay.
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