Montag, 16. Januar 2017

Selbstgeißelung der Läufer

Wer über Jahre ambitioniert und regelmäßig trainiert, dem kann ein starker Ehrgeiz unterstellt werden. "Ehrgeiz" bildet sich aus dem Streben nach persönlicher Ehre und dem Geiz, dass Andere in der Altersklasse im Wettkampf besser sind.
Anna Achilles rief zum "Stopp des übertriebenen Ehrgeizes" auf .

Zwar gilt Laufen grundsätzlich als gesundheitsfördernd, aber zu viel Ehrgeiz kann die Gesundheit auch gefährden! Es gilt, auf realistisch hochgesteckte und erreichbare Ziele zu achten. Was vom Laufen kommt, geht beim Laufen auch wieder weg, denkt sich der übermotivierte Freizeitsportler. Klar, wer gewinnen will, muss die Zähne zusammenbeißen und Qual ertragen können. Bei permanenter Überforderung im Training und Wettkampf drohen nicht nur Schäden am Stütz- und Bewegungsapparat, Orientierungsstörungen, Kopfschmerzen oder Herz-Kreislauf-Kollaps, sondern im schlimmsten Fall Herzinfarkt oder Schlaganfall. Beim Laufen geht es vor allem um die Gesundheit. Dazu sollten wir auf Körpersignale achten und in besser kennenlernen. "Menschen sind es nicht gewohnt, sich physisch zu hinterfragen. Wir achten eigentlich nicht besonders auf unseren Körper", sagt Prof. Jens Kleinert, Psychologe an der Deutschen Sporthochschule Köln. Lernt ehrgeizig richtig zu laufen und beim Laufen.

Manche Menschen können es nicht ertragen, gesund und fit zu sein. Sie wollen den Punkt erreichen, wo sie zusammenbrechen. Während der normale Mensch ans Meer will, will der Läufer immer mehr. Erst 5 Kilometer am Stück laufen, dann 10 km, dann Halbmarathon, dicht gefolgt vom Marathon, dann Trail mit trausenden Höhenmetern, Triathlon, Ultra und schließlich jeden Tag laufen, wie Gareth Beavis. Respekt oder Mitleid, wenn er ansagt, dass er 10km jeden Tag laufen will?
Leiden, um den Körper zu spüren. Unglaubliche Zahlen aus Geschwindigkeitsrekorden, erklommenen Höhenmetern, und zurückgelegeten Distanzen türmen sich in schwindelerregender Höhe vor den Ungläubigen auf, bis sie über dem Märtyrer zusammenbrechen. Burn out, die adidas Laufschuhe werden an den Nagel gehangen, das Körpergewicht steigt wieder, die Leistungskurve sinkt, aber das wird nicht mehr aufgenommen. Es wird von keiner Seele registriert.
Wir können immer nur den Aufstieg eines Sportlers zu immer neuen ehrgeizigen Zielen nachvollziehen. Der freie Fall ist undokumentiert. Himmelhoch jauzend, zu Tode getrübt. Aber zum Glück gibt es für unsere Unterhaltung bereits Nachfolger, die sich ebenfalls versuchen.

Mittelmaß ist meine Disziplin mit der ich ebenfalls punkten kann. Ich freue mich wie ein Schneekönig, wenn ich viele dieser permanent unzufriedenen Mehr-Nasen bei meinen 10km Läufen hinter mich lasse. Während ich nach einem Lauf bereits gemütlich meinen Smoothie schlürfe, laufen die Kollegen immer noch oder schon wieder. Das Mittelalter mit seiner Selbstkasteiung ist immer noch gegenwärtig. Mit einem Unterschied, dass nun nicht mehr mit Schwert herumgelaufen wird, sondern mit schicken Activitytrackern und Sportuhren.

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