Samstag, 7. August 2021

Recurrimus von Tobias Baumhauer

Das Buch "Recurrimus" von Tobias Baumhauer fängt mit dem Prolog bewegt an - ach was schreib ich - gehetzt. Sally, eine verhältnismäßig gut verdienende Virologin, arbeitet eng mit dem "Department of unidentified Deseases" zusammen. Dieses wird kurz DuD genannt. Die Abteilung arbeitet wiederum mit dem WHO zusammen. Schön, denke ich, dass sich soviele Experten in all den Organisationen um unsere Gesundheit kümmern und die Menschheit trotzdem immer anfälliger wird.

Sally kommt als renommierte Wissenschaftlerin viel herum, quasi an den schönsten Plätzen dieser Welt, wenn nur nicht die Menschen wären. Sie versteht Viren viel besser als beispielweise die laut gestikulierenden Italiener.

Jede Person in dem Roman wird liebevoll eingeführt und entwickelt. Wir erfahren nach und nach deren Charakter, sowie ihre Beziehungen zueinander. Die Figuren erschliessen sich sehr bald und werden mir sehr bald vertraut. Das geht nicht nur mir so, sondern Supermarktkunden werden richtig anhänglich, wenn sie wissen, dass jemand den Einkauf bezahlen kann und im großen Stil abräumt.

Die harmlosen Viren hingegen haben es in sich und zeigen ihr wahres Gesicht, welche nur Sally lesen kann. Auf merkwürdige Weise ist die Virenversteherin nicht betroffen. Oder liegt es am Leibwächter, der sogar Messerattacken mit seinem Leib abfängt?

Wir erleben, wie es sich anfühlt, in einem Haushalt zu leben, wo Geld keine und zugleich grosse Rolle spielt, und zusammen mit guten und weniger guten Angestellten. Gerade wenn ich glaube, ich weiß, wie der Plot im Buch verläuft - schliesslich habe ich das Buch "Die ersten Monate" von Benjamin Keck gelesen mit einem ähnlichen Pandemie-Thema wie hier - da kommt es in Recurrimus zu überraschenden Wendungen.

Dabei werden andere Nebenfiguren zu Hauptfiguren. Wir erleben eine Menschheit, die sich zurückentwickelt bis hin zum Garten Eden mit Eva ohne Adam und Sepp ohne Aufseher. Während Eva Früchtchen vermöbelt, scharrt der Sepp, Jesus gleich, seine Jünger um sich, und erklärt ihnen Welt.

Die unterschiedlichen Erzählstränge laufen wieder zusammen und komplettieren damit unser Bild von Motiven und Hintergründe der Protagonisten.

Leider ist keiner unserer Helden davor gefeit, wirklich unverwundbar zu sein, trotz möglicherweise erwiesener Immunität. Zudem sind manch tot geglaubte, quick lebendig. Und ein sich anbahnender Kampf wird zum Kuhhandel, nur ohne Kuh. Das alles macht das Buch sehr spannend.

Und die Moral der Geschicht'?
  • Wer sich nicht bewegt, bewegt nichts.
  • Es gibt immer mehrere Optionen.
  • Verlust ermöglicht Neuanfang.
  • Böse zu sein zahlt sich nicht aus.
Die Opfer von Gräueltaten leben zeitweise in Schrecken, die Bösewichte haben ein schreckliches Ende und Freunde führen eine schreckliche Jede-mit-Jedem-Beziehung, ein schrecklicher Virus ermöglicht Neuanfang. Zudem gibt es Kollateralschaden, somit ist das Buch aufgrund der Brutalität nicht für den sehr jungen sensiblen überbehüteten Nachwuchs geeignet.

Kleine Lebewesen wie ein Virus können große Auswirkung auf unser Leben haben. Das Buch führt uns vor Augen, dass wir ein Problem als Herausforderung sehen können oder eben bereits als Lösung. Es verdeutlicht, dass selbst in dunklen Zeiten Hoffnung besteht, wo jeder sein Zuhause findet.

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