Dienstag, 24. September 2024

In einem Boot von Ronald Rauhe

Es ist super, ein Sportbuch zu lesen, wenn man selber sportlich ist. Überrascht war ich, dass es anfangs nicht völlig um den Kanu-Sport ging, sondern Kriegsende, Opa, Schachspiel, und Verlieren können. Hey, wir haben hier einen der erfolgreichsten Sportler vor uns. Aber auch er hat Herausforderungen in seinem Leben mit äußerster Anstrengung zu meistern. Ein erfolgreicher Sportler hat jedoch offenbar ein Umfeld, was ihn geprägt, aber auch unterstützt hat, egal wie er rudert im Vergleich zu anderen. Auf die Familie ist Verlass. Sie steht hinter ihm. Doch mit Seitenblick erzählt der Autor, dass dies nicht in allen Familien der Fall sei. 

Ronald Rauhe ist Kanusportler, doch im Buch erfahren wir nicht nur den Werdegang in dieser besonderen Sportdisziplin, sondern auch ganz allgemein, wie es aus den Augen eines Aktiven insgesamt mit der Leistungsgesellschaft und der Sportförderung in Deutschland steht.

Dabei geht es nicht nur um die Bereitstellung von finanziellen Mitteln, sondern auch die Programme der Medien, Krankenkassen, Schulen, Bundeswehr und andere Einrichtungen, die Sport nachhaltig in den Alltag bringen sollten und nicht wie es leider der Fall sei, eine Wegwerf-Mode, heute im Trend Yoga, morgen Pilates, übermorgen Hiit, etc. Wichtig sei, dass Sport, egal wie ausgeübt, kontinuierlich stattfindet. Wie das Zähneputzen. Und das man dran bleibt, um sich mühsam, und in kleinen Schritten zu verbessern. 

Wenn ich an Leistungssport denke, dann habe ich stets Doping im Sinn, insbesondere wenn es sich um einen ehemaligen DDR Sportler handelt. Auch dieses Thema wird hier angesprochen.

Es fällt mir auf, dass das in 2024 veröffentlichte Buch sehr junge Ereignisse behandelt. So kommt es, dass Corana sehr breit dargestellt wird, ohne dass eine eindeutige Position bezogen wird. Die Abschnitte finde ich sehr schwach, da hätte der Autor das Thema auch auslassen können, wenn er keine Erkenntnisse aus dem Lebensabschnitt zieht oder eine Meinung vertritt. 

Der Werdegang und Erfolge seiner Ehefrau Fanny werden enefalls dargestellt. Es ist eine Familie der Macher. Nicht reden, nicht schreiben, anpacken und Häusle bauen. Nur sein eigenes Buch lässt er jemand anderes schreiben, um sich auf das zu konzentrieren, was er kann. Jeder hat Stärken und Schwächen und im Wettkampf ließe sich das herausfinden. 

Der Athlet hat offenbar Probleme nach der Karriere Probleme abzutrainieren, und nicht soviel Geld verdient, dass er damit über die Runden kommt. Aber der Titel stellt klar, der Sport käme ja auch der Gesellschaft zu Gute. Schön, dass es der Gesellschaft zu Gute kommt, wenn andere rudern wie bekloppt, denke ich bei diesen Untertitel. Aber im Verlauf sehen wir, der Sportler profitiert auch.

Nach den Sport gibt Herr Rauhe seine Erfahrung in der Rolle "Sportförderung bei der Bundeswehr" weiter. Er steigt hier gleich als Hauptfeldwebel ein, mit von mir geschätzten 5.000 Euro pro Monat. Normalerweise dauert es 8 Jahre, um in den Dienstgrad befördert zu werden. Aber Sport öffnet Türen. 

Nicht nur bei der Bundeswehr heißt es Fördern und Fordern, sondern auch bei der Erziehung von Kindern. 

Damit knüpft das Ende des Buchs thematisch an dem Anfang des Buchs an, wo es um die Erziehung von Rauhe im Kindesalter ging. Das rundet das Buch sehr schön ab und ich nehme mit: Sport ist die Lehre von einem gesunden Leben. Dies geht nicht ohne Wettkampf, Team, Familie, Geld, Grundgesetz und Verlieren können.

Stellt sich für mich die Frage, soll ich die Lebensleistung von dem Sportler bewerten? Ja, da hat der sympatische Sportler fünf Sterne verdient. Oder soll ich bewerten, ob ich von dem Buch inspiriert wurde, dann hat es mich durchaus dahingehend bestätigt, dass Sport wertvoll ist, wenn ich mich aus der Komfortzone herausbewege - wertvoll für mich und wertvoll für das Boot in dem wir alle sitzen und schwitzen.

Mittwoch, 18. September 2024

Die Unmöglichkeit des Lebens von Matt Haig

Großartig, wie sich tröpfchenweise neue Informationen ergeben - zu einer Person, die lange Zeit aus den Augen verloren wurde. Ich frage mich, warum baut sich bei mir diese Spannung auf, immer weiterlesen zu wollen. Es liegt sicher an den skurillen Charakteren, dem vermitteltem Wissen, die eigenen Neugier. Und eine wilde Theorie baute sich für mich auf. Wäre ich dann enttäuscht, wenn es so abliefe, wie ich denke, oder kann ich in die Zukunft sehen, überlegte ich. Wahrscheinlich waren es eher die Gedanken eines Hippies.

Jedenfalls ist die Geschichte ausgefallen, ja, anfangs ein wenig wie Miss Marpel, wobei die Miss Marpel keine sein will und viel zu warm und grau angezogen ist, später ist die Geschichte dann eher Seemannsgarn.

Es entwickelte sich etwas in der Tiefe, was ich nicht erwartet habe: Etwas Unmögliches.

Dieses "Unmöglich" kommt oft vor. Gleich zu Beginn im Titel. Der Titel ist "Unmöglichkeit des Lebens", wird jedoch im Buch so erklärt, dass es die Unwahrscheinlichkeit des Lebens bedeute. Hmm, ist das nicht dasselbe? Nein, denn ich kann mit geringer Wahrscheinlichkeit etwas noch möglich machen. Aber unmöglich ist final. Wobei es "unmöglich" in den meisten Fällen nicht gibt, wenn wir darüber nachdenken. Es ist eine Ausrede zugunsten der Bequemlichkeit oder es fehlt an Geld oder Glück. 

Glück und glücklich leben ist ebenfalls ein Thema im Buch. Ob es Glück ist, dass Menschen auf der Erde leben, ist Ansichtssache. Von außen, oder außerirdisch betrachtet offenbar schützenswert oder unterhaltungswertig, das weiß ich nicht genau.

Im Verlauf gibt es noch einen Schlüsselsatz, der den Buchttitel erklärt und auch, warum Umweltschutz sich geradezu gebührt. Mit eigenen Worten, wenn man das Leben überall wahrnimmt und schätzt, dann sei es unmöglich, es nicht schützen zu wollen. Wir müssen es schützen, so die steile These. Da mag ich dagegen halten, wir können, aber wir müssen nicht, und in manchen Fällen sollten wir nicht, obwohl wir könnten und auch müssten. 

Eine weitere Aussage hät fest, wo Leben wäre, seien auch Möglichkeiten. Aber das Buch heisst im englischen "The Life impossible", was soviel wie „Das Leben ist unmöglich“ bedeutet. Wie man es dreht und wendet, der Titel passt dazu nicht und unvereinbar mit dem positiven Appell des Buchinhalts. Vielleicht ist es auch egal, was man macht. Eine Aufgabe im Leben zu haben, ist unwahrscheinlich lebenswichtig. Und in dieser Sache stimme ich zu.

Hingegen die Buchthese die Umwelt wahrnehmen und damit auch schützen zu wollen, würde ich in einer Konsumgesellschaft anzweifeln. Dort gibt es Leute, die einen Waldspaziergang machen, Hundekot auf Wegen und Bierdosen und Zigarettenkippen und anderen Mist hinterlassen und dann schwärmen wie schön es doch war.

Vielleicht sieht man es auch anders, wenn man Superkräfte einer künstlichen Intelligenz unfreiwillig bekommt, die zwar die Naturwahrnehmung verstärken, aber die Ausgewogenheit eigener Taten leiden lässt. 

Wirken die Gutmenschen im Buch militant und etwas verstrahlt? Was soll ich von dem Werk halten? Mir gefällt der Optimismus, das Heilende, das Unbekannte, die unbekannte Lebensform, der Plot, das Layout, welches es unwahrscheinlich macht, Schlüsselsätze zu überlesen.

Ich denke, das Buch kann Menschen helfen, aus einer Versenkung wieder an die Oberfläche zu finden und etwas Neues zu wagen, zu erben, zu schmecken, zu sehen. Auf einer Insel mit ganz klaren Grenzen, zum blau leuchtendem Meer und doch verbunden mit allem.

Samstag, 7. September 2024

"Einfach glutenfrei backen" von Cherie Lyden

 "Einfach glutenfrei backen" ist ein umfassendes und praxisorientiertes Backbuch von Cherie Lyden, das sich an all jene richtet, die aus gesundheitlichen Gründen auf Gluten verzichten müssen oder einfach Interesse an der glutenfreier Küche haben. Die Autorin schafft es, mit diesem Werk eine vielseitige und alltagstaugliche Sammlung von glutenfreien Backrezepten zu präsentieren, die nicht nur köstlich aussehen, sondern auch einfach umzusetzen sind. Auf 99% der Seiten ist ein großflächiges farbiges Bild von der Speise zu sehen, direkt aus dem glutenfreien Ofen oder mit Dekorationsvorschlag, aber nie mit dem Eindruck, als würde ich das nicht auch so hinbekommen.

Praktisch finde ich, wenn ich mich zu einem Rezept entschieden habe, dass das Buch aufgeschlagen liegen bleiben kann und alles auf den zwei Seiten zu finden ist. Keine endlosen Rezepte, bei denen schon beim Lesen, flau im Magen wird.

Das Buch ist auch eine Kochschule mit hilfreichen Tipps. Außer der Tipp, den Kuchen in kleine Stücke zu schneiden, weil er üppig ist. Die Autorin kennt mich nicht.

Bezüglich Zutatenliste erwartete ich irgendwelche spürbaren Einschränkungen, doch ich kann diese nicht erkennen. Glutenfreie Ernährung hat somit nicht zwingend mit Verzicht zu tun. Die australische Autorin ist vom Fach her Ernährungsberaterin und konnte als Gründerin einer Bäckerei durchaus praktische Erfahrung sammeln. Das sieht man im Ergebnis im Buch. Der Hintergrund der Autorin wird jedoch in der Einleitung und im Kapitel zur Autorin zweimal beschrieben, was ich einmal zu viel finde.

Das Thema, warum manche Menschen glutenfrei essen sollten, kommt beinahe gar nicht vor. Wahrscheinlich weil jemand, der das Buch kauft, es ja bestens selbst weiss. Auf unliebsame Themen kann das Kochbuch verzichten. Liebe zum Backen und Essen steht hier im Vordergrund.

Die Liste mit den Küchenutensilien und die ständigen Lebensmittelvorräte im Haus fand ich praktisch, um vorab abzuchecken, dass alles da ist, was im Buch verwendet wird. Nur das Buch selbst ist nicht gelistet.

Die Rezepte sind übersichtlich gegliedert und decken eine breite Palette von Backwaren ab – von Brot über Kuchen und Kekse bis hin zu herzhaften Backwaren. Die Schritt-für-Schritt-Anleitungen sind gut verständlich und auch für Anfänger leicht nachvollziehbar. Besonders positiv hervorzuheben ist, dass viele Rezepte mit einfach erhältlichen Zutaten auskommen und keine exotischen oder schwer zu beschaffende Produkte erfordert.

Ein großer Pluspunkt von "Einfach glutenfrei backen" ist die Alltagstauglichkeit der Rezepte. Die meisten sind unkompliziert und benötigen keine langen Vorbereitungen. Zudem werden mögliche Schwierigkeiten, die beim glutenfreien Backen auftreten können, offen angesprochen und mit hilfreichen Lösungen versehen. 

Das Buch ist robust und hochwertig hergestellt, so dass es den Küchenalltag übersteht. Jeden Tag süße und herzhafte Backspezialitäten, wer will das nicht. Somit hat mit das Buch gebackt.

Freitag, 6. September 2024

Im Schatten der Shaterra: Kampf der Unterdrückten von Tea Loewe

Avain in neuen Schläuchen

Tea Loewe hat ein Science-Fiction-Buch verfasst, in dem wir jede Menge Spezies kennenlernen.

Die Shaterra scheinen eine unangenehme Sorte von Aliens zu sein, die andere Rassen wie Menschen ausnutzt und regelrecht verschleisst. Trotz allem technischen Fortschritt und Wissen herrschen unter Ihnen Sklaverei und Willkühr vor. Die Shaterra handeln rein rational, ohne Herz, aber mit Verstand. Sie sind nicht biologisch und können daher auch in menschenfeindlicher Umgebung überleben. Klar, dass alle um sie herum verängstigt bis eingeschüchtert sind. Die große Ausnahme ist Jü. Jü ist nicht auf dem Mund gefallen. Sie weiß, sie kann nichts ändern und geht ganz unvoreingenommen ihre Suche an. Familie ist das was zählt. Hoffentlich ist davon etwas übrig, wenn sie ankommt.

Sie lernt ihre neue Umgebung kennen. Was ich mag, ist diese Ungewissheit. Es ist nicht klar, was später noch Bedeutung hat.


Wenn die Autorin schreibt, dass die Lungen stachen beim Laufen, schreibe ich das mal der Luftzusammensezzung zu. Untrainierten Läufer haben in der Regel Herz-Kreislaufprobleme, es sei denn, es ist bitter kalt oder es sind Raucher. Aber egal, Lungenstiche sind wohl eher zu vernachlässigen in Anbetracht der Drohnen und der Roboterkatzen, die herumschwirren und die Menschheit in ihrer Anzahl regulieren. Da schwingt die Frage mit, ob die Aliens nicht auch Gutes bewirken. Wobei, nein, denn sie sind eher noch schlimmer, da sie ohne schlechtes Gewissen und ohne Erbarmen ausbeuten. Schlimmer geht immer.

Datentransfer QJ89IW: Commander, der vom unterhaltungswert schwächste Teil war bei 50 - 69 % des Buches.

Hier wünsche ich mir ein Wurmloch, welches mich gleich in den Tempel ohne über Los befördert. 

Die außerirdischen Avain würden dagegen halten: Lange Kapitel lehren viel. Ja, doch mein Leben ist im Vergleich zu der Rasse kurz.

Insgesamt ist das Buch gut, anfangs stark. Im hinteren Teil fehlen mir ein wenig die Überraschungseffekte. Die Charaktere egal welche Rasse sind mir jedoch sehr sympatisch. Gefallen haben mir auch die Bündnisse zwischen friedliebenden Staaten gegen einen gemeinsamen Feind. War das aktuelle Weltgeschehen eine Vorlage?e