Sonntag, 22. August 2021

Auf dem Mars gibt es keine Lieder von Qualbertus

Planeten-Monopoly

Die Menschen kommen mit einem klapprigen Raumschiff. Eine Schreckensnachricht für die Marsianer. Ja, der Mars ist bewohnt. Nur weiß das auf der Erde niemand - außer vielleicht in der Area51 und diejenigen, die vor dem Zaun die Plakate hochhalten.
Eine Expedition der Menschen will auf dem Mars ein kleine Kolonie gründen.
Das echsenähnliches Mars-Volk ist gar nicht begeistert, denn der Mensch ist hier bekannt als kriegerisches Volk. Sie verfolgen wohlgemerkt das TV Programm und machen mobil.

Bandu nennt sich die Marsbewohner-Spezies. Bisher konnten Bandu sich verstecken mittels Tarntechnologie und Hacks. Rund 600.000 Tekoarianer sind auf dem Mars, und haben sich so nach ihrem Heimatplaneten benannt. Sie sind technologisch dem Menschen überlegen, aber sie wollen keinen Krieg - wie auch ohne Waffen. Ja, Waffen wurden angeschafft als sinnlose Ressourcenverschwendung. Wobei das offiziell die Bekundung war. Es gibt noch geheime Waffen und auch eine versteckte L-Bombe. Das ist insofern absonderlich, denn unter dem Volk gibt es eigentlich keine Geheimnisse.
Sie kamen einst vom Planeten Tekoa, der unbewohnbar geworden war durch eine L-Bombe. Sie haben auf dem Mars eine vorübergehende Heimat gefunden und streben danach, eines Tages klüger auf ihren mittlerweile regenerierten Planeten zurückkehren zu können.

Die außerirdischen Charaktere, deren Hintergrund und Organisationsform werden nach und nach eingeführt.

Diesmal landen die Erdlinge so nah an der erdbodengleichen durch Illusion getarnten Kuppel auf dem Mars, dass sie vermutlich den Standort der Bandu entdecken werden.

Was können sie in sechs Monaten zum Zeitpunkt der Landung der Menschen vorbereiten?

Die Hektik kann ich nur bedingt verstehen.
Erstens: Anderssein ist viel gewöhnlicher, als wir uns oft eingestehen. Zweitens hängt die Kontakt-Reaktion ab von der Kultur und den sozioökonomischen Zusammenhängen der Begegnung. Die UN hatte einen Vier-Säulen-Plan: Drohen, verhandeln, integrieren, ignorieren.
Drittens: Meistens ging es dem Menschen um Handel, wenn sie neue menschliche Lebensformen auf der Erde entdeckt haben.

Außerirdische, die versuchen die Erde auslöschen würden andere Außerirdische auf sich aufmerksam machen! Es könnte somit sein, dass ein Gegenschlag aus einer ganz anderen Ecke des Universums erfolgen würde.
Dieses Risiko würden intelligente Außerirdische nicht eingehen. Aber wer sagt eigentlich, dass Außerirdische rational handeln?

Nasu weiß von seinem Ausbilder, dass er verhungern würde, wenn man Logik essen könnte. Der Rat entscheidet, die Bombe soll platzen. Die Menschheit hätte damit ein Problem weniger - sie selbst.
Aber nunja, so ist das mit Plänen, sie werden nicht immer Realität, nicht? Es gibt auch Erdliebhaber unter den Außerirdischen und die schmieden auch einen Plan. Die Erde muss gerettet werden, und wenn eine Impossible Mission nötig wäre. Doch auch dieser Plan ist nur ein Plan. Erstens kommt es anders und zweitens als wir Leser denken. Völlig neue Spitzohren und anderer Spieler werden auf den Plan gerufen.
Frischer Wind zieht auf. Sandsturm. Da lebt man auf dem Mars und kein Meteorologe ist zur Hand mit einer treffsicheren Prognose: Ist der August am Anfang heiß, wird der Winter streng und weiß, stellen sich Sandstürme ein, wird’s bis Ende auch so sein. Es ist die Ruhe vor dem Sturm, hörte ich Nar Bell sagen.

Erwartet ihr Humor? Hmm, ist in dem Buch eher selten zu finden. "Halt die Klappe", schallt es von Kale Pork aus dem Hintergrund. Richtig, wir sind ja beim Militär und außerdem habt ihr schon einmal eine humorvolle Echse gesehen?
Plötzlich rannte ich davon, ein dringendes Bedürfnis..... Einen Augenblick später, wo waren wir? Ach, ja, Auge in Auge mit einer humorvollen Echse! Unvorstellbar, deswegen gibt es auf dem Mars auch keine Lieder. Doch, Augenlider auf! Es gibt stellenweise Lyrik: Wir bringen die Roboter nicht hinaus. Marek geht langsam die Luft aus.
Irgendetwas stinkt hier gewaltig, meinte Fren Ko. Stück für Stück kommen weitere Geheimnisse ans Licht. Ich mag diese unvorhersehbaren Entwicklungen und Enthüllungen. Es macht jedes Kapitel spannend und ich habe das Buch verschlungen.

Zum Ende gibt es ein ausführliches Glossar, da die Namen und Ausdrücke doch recht schwierig zu merken sind. Die darin enthaltenen Schimpfwörter kann ich nicht auf dieses Buch anwenden. Eher Lob ist angebracht. Bei dem Buch fühle ich die Schuppen der Freude. Rund 380 Taschenbuch-Seiten Weltraumabenteuer - teilweise ohne Absätze und speicherintensiver Gefühlsduselei erwarten Euch.

Jede Figur, deren Perspektiven, Gesetze, Kultur, Politik, Technik, Mars-Unter- und -Oberfläche, künstliche Intelligenz werden vom Autor Qualbertus liebevoll ausgearbeitet.
Und immer wenn ich im Buch denke "jetzt wäre ein schöner Abschluss", geht es weiter spannend in die nächste Runde. Eigentlich war diese Rezension auch kürzer und hätte früher enden können, aber nein, eine abschließende Meinung, ist nur mit einer abgeschlossenen Handlung und dem Erreichen der letzten Seite im Buch möglich.
Und hier bin ich jetzt: 5+ Sterne, quasi als Ausdruck meiner platonischen Liebe für diesen bombigen SF-Mythos.

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