Donnerstag, 7. Januar 2021

Die Hüterin der Ordnung von Philipp Mattes

Eigentlich ist die verängstigte Nichte des Göttlichen schon mit dem Ankleiden überfordert, jetzt soll sie die Welt retten? Der übermächtige Onkel bekleidet hingegen das oberste Amt des "Göttlichen" und erscheint soviel mächtiger. Doch seine Untertanen sind ihm mehr aus Angst treu ergeben. Er scheint nach unbestätigten Aussagen ein brutales unwillkommenes Regime zu führen, sodass die neue Göttliche den drohenden Weltuntergang (wie auch immer er sich auswirken möge) abwenden soll. Wie soll das geschehen? Keiner hat eine Anleitung. Es klingt nicht gerade als einfache Aufgabe und warum soll es ihre sein?

Der Leser kann die Gedankengänge der recht jungen Herausforderin nachvollziehen. Die Gefolgschaft hingegen ist sich bereits sicher, dass Grund zur Hoffnung durch ihre Heiligkeit besteht. Doch viel Zeit bleibt nicht und alles steht auf Messers Schneide.

Die Entscheidung fällt! Die Frau nimmt das Zepter in die Hand. Der Versuch ist es wert, obwohl die Aussicht auf Erfolg gering ist. Jedoch stellt sie sich der Aufgabe. Es gibt ja gerade sonst nichts zu tun.

Die Priester und Schamanen, sowie eine Jadegrün leuchtende Burg bringt sie weise auf ihre Seite, während hingegen dem Onkel wohl nur die Schweinepriester folgen werden. Alles deutet auf eine Konfrontation auf gut 117 Buchseiten hin.

Wird eine Frau den besseren Draht zum Volk finden und den Jadekult zu nutzen wissen, oder wird die unbeliebte Ordnung wieder durch die nach Macht strebenden Verwandten aufrecht erhalten.

Ja, Familienstreitigkeiten können hässlich enden. Doch die Frau ist clever genug, nicht alles mit Gewalt lösen zu wollen.

Sie versteht es, dass das Volk ihr freiwillig folgt, nicht Kraft ihres Amtes, sondern gerade da sie sich um die Belange des Volkes und um Missstände kümmert.

Dabei ist sie oft hin- und hergerissen vom nervtötenden Ritualen und würde viel lieber schneller vorankommen. Die Zeit drängt. Das hatte ich schon erwähnt, also nur zur Erinnerung der Weltuntergang steht kurz bevor. Daher ist die Novelle auch sehr kurz gehalten.

Ich denke wir können von dem Verlauf der Geschichte viel für das Berufsleben mitnehmen. Hierarchie und Prozesse können helfen, eine gewisse Ordnung, Struktur und Orientierung sicherstellen. Doch das allein bringt keinen Erfolg. Viel wichtiger ist immer der Kontakt. Es gibt viele Experten und Berater, die in ihrem Arbeitsumfeld sehr wohl uns bei der Entscheidung unterstützen können. Dafür muss man bereit sein Macht (Energie) und Verantwortung abzugeben und den Untertanen Freiraum zu lassen und Vertrauen und Dankbarkeit säen So können kreative und großflächig akzeptierte Lösungen entstehen - für Probleme, die vorher noch gar nicht bekannt waren.

Wenn alles nicht hilft, dann bleibt immer noch das Orakel zu befragen. Egal was dabei heraus kommt, es hat große Chance besser zu sein, als die derzeitige Situation.

Das Ermutigende im Fall von gravierenden Änderungen ist, dass sie auch von einem beklagenswerten kleinen Kreis angestoßen werden können. Geht es im Kern in eine richtige Richtung werden, die Richtigen später folgen.

Nicht selten betrifft eine notwendige Änderung auch die eigene Person.

Was hat Bedeutung? Täuschung durch das Äußere erfolgt schnell. Wir müssen achtsam beobachten, die Dinge und Zusammenhänge sehen und beurteilen. Ist es in Ordnung, wie es ist, oder nicht? Gibt es Zerrungen, die die Qi-Energie stören? Kommen die Dinge in Gang, oder benötigt es einen Anstoß? Nicht immer müssen und sollten wir alles selbst tun.

Das Buch beschreibt plakativ, dass eine Verbesserung letztlich dazu führt, dass auch wir erstaunt sind, dass die entstandene Welt nicht mehr die Gleiche ist, wie wir sie kannten. Und es besteht stets die Gefahr, in die alte Strukturen und Muster zurück zu fallen. Möglicherweise passiert es, dass wir selbst Opfer bringen müssen.

Das Buch ermutigt, es ist jedenfalls nie zu Ende oder nie zu spät. Wir entscheiden für was eigentlich.

Zu Beginn des Buches war ich etwas verwirrt: Jadekaiserin, himmlisches Mandat, Götter, kosmische Ordnung, Qi-Energie. Das ist nicht gerade meine Welt. Möglicherweise fehlte mir die Kenntnis von den Vorgeschichten zu dieser Novelle, die der Autor bereits veröffentlicht hat. Im Verlauf kam ich jedoch immer besser in der mystischen Welt zurecht. Die Ordnung meiner Gedanken wurde wieder hergestellt.

Nun, das Buch bringt viele Führungsmanagement-Erkenntnisse auf den Tisch, verpackt in eine nette Geschichte. Für mich persönlich hat noch das i-Tüpfelchen für volle fünf Sterne gefehlt, da alles irgendwie zu leicht ging. Es hat fast den Anschein, als ob ich auch Jadekaiser oder Göttlicher oder sonst wer werden könnte, wenn ich es nur will. Aber vielleicht ist das vom Autor auch so gemeint. Jedenfalls hat mir Spannung gefehlt. Wer das nicht braucht, ist hier genau richtig.und kann mithelfen, die Welt zu retten.

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