Freitag, 8. Januar 2021

Tonkari - Das Herz des Greifen von C. J. Knittel

Mein Feind zum Freund

Der Fantasy-Roman bietet dem Leser mehrere Tage beste Unterhaltung. Eine Besonderheit ist die Liebe des Autors zum Detail. So zeichnet er für uns eine komplette Welt, angefangen mit einer Karte des Kontinents Scari.

Eine Krankheit kostet vielen Menschen das Leben im Königreich von Willorc Narani. Der König deutet auf die Tonkari, einem Igelvolk, welches im Wald lebt. Sie seien unhygienisch und müssten vernichtet werden. Der König, der sich das von seinen Wissenschaftlern bestätigen lässt, befiehlt seiner Truppe auszurücken, um den Tonkari auf das Fell zu rücken. Wer die Tonkari kennt, weiß dass diese natürlich sehr stachelig reagieren. Aber kennen wir sie wirklich?

Irgendwie kommt mir das Vorgehen bekannt vor. Ein fadenscheiniger Grund war in unserer menschlichen Vergangenheit und Gegenwart schon oft Auslöser für Konflikte und Verluste.

Des Königs Tochter, die Thronerbin, weiß bereits um die wahren Hintergründe des Königs und seinen skrupellosen Machthunger. Gemein ist, dass sie uns Lesern davon nichts verrät und selbst ihr anvertrauter Heerführer tappt mit dieser Ungewissheit pflichterfüllend in den Krieg mit den Tonkari.

Die gute Nachricht ist, dass der angebliche Feind sich als ebenbürtiger Gegner erwies. Was ist daran gut? Nun, die Tonkari waren mitnichten nicht primitiv und hatten einen weisen Anführer und Geister, die sie riefen. Sie sorgten für einen Austausch zwischen dem Heerführer und den Tonkari.

Was macht diese Weisheit aus?
  • Vorurteile sind schnell gefällt, aber worauf beruhen sie? Kennen wir wirklich unseren Gegenüber genau? Aus eigener Erfahrung? Wenn wir jemanden erst richtig kennen, ist er meistens nicht mehr so schlimm, in seltenen Fällen schlimmer als befürchteten. Gebt Eurem Gegenüber eine Chance, nicht nur flüchtig, sondern ganz intensiv.
  • Wir sollten offen sein, für Dinge, Tiere, Pflanzen, Tonkari und Menschen, Kulturen aller Art, die anders sind. Möglicherweise machen sie etwas besser. Nur wer sich mit mehreren Seiten auseinandergesetzt hat, kann urteilen und vergleichen.
  • In der Politik und bei der Völkerverständigung kennen wir Botschaften als Institution. Die Botschafter leben in einem fremden Land und vertreten die Außenpolitik. Sie können sich ganz gut unter das Volk ihres Einsatzgebietes mischen und lernen. Im dem Tonkari-Mittelalter-High-Fantasy-Roman ist so ein Vorgehen natürlich fremd und selbst wenn, wie viele Botschafter kennen wir im richtigen Leben? Nein, nicht Marken Botschafter und Influencer, sondern Diplomaten? Der Heerführer erkennt in seiner Gefangenschaft (oder Botschaft) die Chance zur Völkerverständigung und Vermittlung von Interessen.
  • Es ist nicht immer so, wie es scheint. Kommunikation mit allen Parteien hilft, Hintergründe, Motivationen, Absichten zu erfahren. Zugegeben manchmal ist eine Eigenschaft einfach nur "merkwürdig", "macht keinen Sinn" und "hat keinen Wert", wie die Schamanin der Tonkarimaturu zutreffend feststellt. Doch es zeigt sich, selbst, wenn man hasst was Menschen tun, kann ein Mensch alleine weise sein und seine Angst und Scheu überwinden.
  • Miteinander austauschen erweitert unseren Horizont und bringt uns weiter als jeder Schlagaustausch. Nie eine Waffe in die Hand nehmen, wenn ihr nicht wisst wofür ihr kämpft und was ihr riskiert.
  • Nicht immer ist der Fremde schuld am Fremdsein.
  • Was für den einen wertvoll ist, mag für das andere Individuum nicht so sein und beide haben Recht.
  • Nehmt ausreichend Proviant. Ein voller Magen lernt mehr.
  • Nicht immer muss ein Greif einen Namen haben.
Lest einfach das Buch. Nichts wird mehr so sein, wie es war. Euer bisheriges Denken wird nicht länger von Bestand sein.

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