Durch die Nutzung der realen royalen Namen und Umgebung der Queen Elizabeth II in dem Hörbuch "Die unhöfliche Tote", Einpflechtung von aktuellen Gegebenheiten wie Brexit und in Verbindung mit der gepflegten Ausdrucksweise, wirkt das Hörspiel authentisch und gut von S. J. Bennett recherchiert. Wir kennen die Queen ja nur aus der Öffentlichkeit. Da mag es schon unterhaltsam sein, wenn die private Seite fiktiv ergänzt wird. Ich halte es nur wegen im Hinblick auf Persönlichkeitsrecht fragwürdig, aber der Verlag wird sich wahrscheinlich vergewissert haben, wie weit er gehen kann. Möglicherweise hat die reale Queen ja schon private Ermittlungen geführt. Sicherlich gehen in ihrem Königshaus auch merkwürdige Dinge vor, wie ein verschwundenes Bild.
Mein Gesamteindruck ist, dass die Handlung um die tote Haushälterin in lauter Nebensächlichkeiten untergeht. Das ist jedoch üblich bei einem Cosy Crime. Es kommen sehr viele Personen und Szenen vor, die eher der Ausschmückung der handelnden Figuren und deren psychosozialen Verstrickungen dienen. Glücklicherweise vermag die Sprecherin Sandra Voss durch Stimmveränderung und Betonung die jeweiligen Personen gut unterscheidbar zu machen.
Im späteren Verlauf nimmt die Handlung mit der Ermittlung langsam Fahrt auf. Für mich war das alles sehr zäh. Ich würde anraten, es erheblich zu kürzen. Mehr als 12 Stunden Cosy High Society Crime ist schon mühsam, zumal wenn ich zuvor einen Thriller gehört habe.
Wer hingegen auf Cosy Crime mit Royal Flair steht, ist bestimmt amused.
Im Vergleich zu den Werken von C.C. Benison, die auch eine ermittelnde Queen thematisiert, finde ich die Umsetzung von von S.J. Bennett weniger unterhaltsam.
Ich werde kein Fan der Reihe. Die Protagonisten sind mir weder sympathisch, noch empathisch genug, um mich zu begeistern. Ich finde auch nichts, was mich erheitert. Britischer Humor ist allerdings tatsächlich nicht mein Humor.
Dennoch ist das Hörspiel sauber geschrieben, detailliert und immer wieder reale Bezüge und unverkennbare Ähnlichkeiten zur britischen Aristokratie, sodass das Buch aus rein fachlicher Sicht eine gute Bewertung verdient hat. Es kann nichts dafür, dass ich nicht jede Schlagzeile und jeden Auftritt der Königin Elizabeth mit leuchtenden Augen verfolge und sich die erwachsene Begeisterung dann auf die Buchbewertung überträgt. Doch es thematisiert, was viele insgeheim vermuten, dass es im nicht öffentlichen Leben weniger königlich zu gehen könnte, sondern kriminell. Daher ist das Hörspiel Adel verpflichtet.
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