Samstag, 4. Dezember 2021

The Backdoor Link von Roland Hebesberger

Du warst niemals frei

Der Prolog von "The Backdoor Link- Cyberlla" vermittelt, wie einfach Daten von staatlichen Einrichtungen ergaunert werden können. Die größte Schwachstelle für Datensicherheit ist der eigene Mitarbeiter, denn jeder Mensch hat Schwachstellen.

Sarah Beck von Europol programmiert Sicherheitsmechanismen, um die Server besser zu schützen. Wer könnte das besser als eine verurteilte Hackerin? Doch dann kam der Tag als Sarah klar wurde, dass sie fliehen musste. Jemand sucht nach ihr. Wo sich andere Frauen drüber freuen, ist es für sie ein Schock. Sie hatte eine Fußfessel, die man mit einer Schere durchschneiden konnte. Nun ja, das ging mir etwas zu einfach. Wahrscheinlich ist dies zurückzuführen Sparmaßnahmen des Bundes: alles aus Plastik heutzutage.

Die Vernehmung zieht sich hin. Ich weiß nicht, wer hier zermürbt wird Sarah oder ich oder Dr. Pain penetriert. Immerhin kam ich im Buch schnell voran. Es ist flüssig geschrieben. Ein wenig kann ich die Bestrebung der Initiative "Freiheit der menschlichen Individualität - FMI" verstehen. Ich höre nämlich gerade "Diktatur der Dummen". Ausbrechen aus dem System und eigenes Umdenken, kann ich sehr gut nachvollziehen.

Eine künstliche Intelligenz kommt auch vor. Für mich als SF-Fan ist das Thema schon sehr stark durch vergleichbare Literatur beackert. Kennt ihr Henry aus "Seeing what you see, feeling what you feel", das war auch so ein System, was in sämtliche Systeme kam. Da muss ein Autor schon sehr kreativ werden, damit das Thema bei mir einen Augenaufschlag erzeugt. Ich frage mich, was ist das besondere Merkmal an diesem Buch. Das lange Verhör, die Verfolgung, die Ungewissheit, wer Freund oder Feind ist, eine Frau mit ungewöhnlichem Lebenslauf, Levi's Jeans, die spinnende KI, die Befreiung, oder alles zusammen?

Nein, nein, es ist die Angst! Die Angst vor künstlicher Intelligenz, die Angst vorm System, die Angst vor Politik, Geheimdiensten und Verschwörungen. Angst lieben wir Deutschen, obwohl wir ein relativ hohen Lebensstandard haben, zum Leidwesen von anderen und denen, die wirklich Leid erfahren. Das ist es, was unterschwellig aus der Lebensgeschichte von unserer Protagonistin deutlich wird.

Etwas mehr Tiefgang bei technischen Details und Vorgängen hätte ich mir gewünscht, damit die Geschichte authentischer und gut recherchiert wirkt, also etwas mehr nerdy, etwas mehr Informatik-Jargon. Gut gemacht sind hingegen die Zeitsprünge von "Jetzt" in die Kindheit, den Werdegang, die Anwerbung und wieder zurück in die Gegenwart. FLFA wird zunächst nicht übersetzt. Steht für mich vermutlich für Freie Liberale Flucht Autonomie. Die Auflösung aber kommt in Kap. 24. Alle Abkürzungen sind Schall und Rauch, im Grunde völlig egal, denn die ganze Welt ist in Gefahr. Ganz egal, ob eine Gruppe oder Person nur gute Ansichten verfolgt.

In diesem Sinne ein guter Auftakt für eine Reihe, wo ich das Vergnügen habe auch noch den zweiten Band zu lesen, denn der Epilog verkündet, dass es noch nicht vorbei ist - im Netz der Spinne.

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