Montag, 29. November 2021

Piratengesindel: Inferno von Florian Clever

Schön, dass das Buch "Piratengesindel" von Florian Clever wieder mit der Szene 'Bettler und König' anfängt, denn die Geschichte mit Galdin-Grau aus dem ersten Teil will weiter erzählt werden. Es dreht sich nämlich um einen sagenumwobenen Pirat, der mehr oder weniger in diese durchtriebene Rolle hinein getrieben worden ist. Eigentlich war er ein Lebemann mit gutem Herz, behauptet der Bettler, der vorgibt, mit ihm zur See gefahren zu sein. Das einzige, was nicht passt, ist die Rachsucht an seinem Onkel, der Rauschkrautverkauf und Einsatz unerlaubter Kampfstoffe. Der rote Pfaden über alle Bände ist der Verrat seines Onkels, den der Captain, ... "ICH BIN KEIN KAPITÄN!!!", schreit Casim dazwischen, der jedenfalls die Tat nicht ungesühnt lassen will.

Was ich beachtlich, ist die Mischung aus Humor z.B. Kapitelüberschriften, die Schlachthaus, Bürokratie im Königreich, das Rum-kriegen, Schandfleck und blutige Gefechte. Und das ist noch nicht alles, es kommt noch Magie und Alchemie hinzu.

Nur ein Hinweis für alle die meinen, dass man der Möwe etwas Gutes tut, wenn man sie mit Brotkrümel füttert. Sie kann in Verbindung mit Wasser daran ersticken.

Nunja, nicht der einzige Verlust, den wir in diesem Abenteuer zu verkraften haben. Die Aufgabe, die sich Casim stellt, ist glatter Selbstmord. Seid Ihr dabei. Dann erst einmal die Seepocken entfernen und dann geht alles schneller voran.
Seepocken leben übrigens bis zu 5 Jahre und verfügen über einen tollen Kleber, der erstens das Wasser verdrängt und zweitens klebt. Versucht mal unter Wasser etwas zu kleben. 

Bezüglich des Konsums an Rum der Zimmermanns-Frau kommen mir Zweifel, ob eine Flasche Rum pro Tag sie nicht ins Jenseits befördern würde. 84 Gramm Alkohol pro Woche ist der maximale Richtwert. Scheinbar kommt hier kein 40 Prozentiger zur Anwendung, sondern ein mit Meerwasser verdünnter Fusel.

Genial, es gab eine Verfolgungsjagd auf dem Wasser, die sich über mehrere Tage auf hoher See hinzog. Ich mag den Humor und kam deswegen im Buch nur schleppend voran, zweitens wegen dem unförmigen Schiff und drittens, weil ich ständig Salzwasser in den Augen hatte. Der Captain fährt im Kreis, befiehlt "Ramn!", aber vermutlich meinte er Rum. Sicher ist, wir waren nicht auf direktem Kurs und auf hoher See gab es keine Gasse, um dem Blick der Verfolger zu entschwinden.

Das Schiff ist ebenso undicht, wie seine Besatzung. Teer zum Abdichten von Schiffen ist übrigens der älteste Kunststoff der Menschen, ebenso Pech. Noch älter ist Glück, wovon man noch mehr als Rum an Bord haben sollte.

Ich hätte nicht gedacht, dass ich in Mesree ankomme. Dabei war ich hier doch schon mal - in dem Mesree der Zukunft, aber in meiner Vergangenheit. Verwirrend. Warum müssen Autoren immer so ein Durcheinander zusammenschreiben? Scherz beiseite. Ich würde gern ein bisschen weiter Rum kommen. Wie klein die gezeichnete Welt doch ist, das liegt vermutlich am Buchformat, welches keine größere Karte zulässt, die ich am Anfang des Buches gefunden habe.

Es gabt im Verlauf immer neue Schwierigkeiten für unseren Held Casim, der die Schurken anzieht, wie Haie das Blut.
Und dann hieß es zuweilen "Friede, junger Herr" und die Rechnung wurde präsentiert.

Was dem Buch etwas Tempo nimmt, ist die Reflektion nach einer bewegten Szene. Der Leser erfährt nichts Neues, schließlich haben wir alles zuvor bereits detailreich beschrieben bekommen. Das ist jedoch der einzige Rumtropfen. Ingesamt find ich das Buch noch besser als den ersten Band für den ich bereits 5 Sterne gegeben habe. Damit landet das Buch auf mein persönliches 6 Sterne Regal.

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