Sonntag, 29. August 2021

Homo Inferis 2: Kontakt von Daniel Böckeler

Die Katastrophe geschah einst nach einer Umneblung des Planeten Erde, der zusammen mit irgendwelchen Wesen die Natur und die Menschheit größtenteils ausrottete. Der Roman beginnt mit der Erzählung von den Überlebenden, die in einem Dorf namens "Phallanx" leben. Die Bewohner fangen in ihrer neuen Umgebung ganz von vorne an, ohne Technik und ohne besonderes Wissen, wie man unter diesen Verhältnissen lebt. Die Zuflucht blieb bisher verschont. Keiner weiß wieso. Scheint aber auch egal zu zu sein.

Ihre Welt hat eng gesteckte Grenzen. Neben dieser Zuflucht gibt es noch zwei Menschenansiedlungen in einer unterirdischen Arche. Dies ist ein autark versorgtes Komplex, welcher für Menschen Lebensraum und Schutz bietet. In einem hat sich zu allem Überfluss noch eine hoch ansteckende Krankheit verbreitet. Hilfe von anderen Arche-Bewohnern wird ersucht? Doch die Reise ist aufgrund der Wesen außerhalb der Schutzzone gefährlich und so richtig klar ist nicht, ob sie sich lohnt, die Munition und der Sauerstoff reicht.

Ich frage mich, wenn Nahrung das Problem ist, warum gehen die Menschen nicht auf die Jagd und grillen sich ein paar Wesen. Sind alle zu Vegetariern mutiert?

Gefahr, Not und Mangel machen Menschen normalerweise erfinderisch. Doch davon merke ich in dem Buch nichts.

Das Buch hat ein offenes Ende. Es ist als Buchreihe eingelegt und dieser Teil ist wohl als ein "Brückenschlag" zwischen Teil 1 und Teil 2 gedacht.

Was ich interessant fand, dass die Charaktere nicht eindeutig nach einem Gut-Böse-Schema klassifiziert werden konnten. Das "Weiterleben auf Kosten von Anderen" ist ein Wesenszug allgemein bei den Menschen. Doch es gibt noch weitere viel entscheidendere, die hier im Buch nicht ausgespielt werden.

Insgesamt gibt es unter den Menschen viele Verluste und es geht mitunter blutig zu - insbesondere zwischenmenschlich.

Ich stelle mir Fragen, wie:

  • Ist ein Leben ohne Körper erstrebenswert?
  • Sollte jeder menschliche Geist ewig erhalten bleiben, wenn es technisch möglich wäre?
  • Ist es ethisch korrekt, existenzielle Abhängigkeiten Artgenossen vorzuenthalten und eine heile Welt vorzutäuschen?

Es ist ein Roman, wo Realität und virtuelle Realität vorkommt. Leider gelingt die Gratwanderung nicht, Klarheit zu erzeugen, wo ich mich gerade befinde - in der Realität oder in der Virtualität. Das Buch gibt einige Rätsel auf, die erst sehr spät gelöst werden. Die Idee der Digitalisierung einer menschlichen Existenz, die keine Abhängigkeit zum Körper besitzt, hat Potenzial, ist jedoch nicht ganz neu. Es gibt sehr viele Science Fiction Romane, wo wir nicht nur eine künstliche Intelligenz erleben, sondern ein vollständig digitalisierter körperloser "Mensch" mit Charakter und völlig neuen Fähigkeiten (z.B. Terra Scorpii, Infinitum, Matrix). Statt "Homo Inferis" hätte ich daher "Homo digitalis" als Titel gewählt. Der Mensch ist definitiv nicht für das unterirdische Leben geeignet.

Mir scheint es unglaubwürdig, dass es ausreicht, eine große Anzahl von Menschen in ein sicheres "Dorf" zu stecken, wo alle größtenteils in Harmonie leben und diese insgesamt nicht versuchen, Grenzen zu überschreiten und die Umgebung kennenzulernen. Diese "Paradiese" haben schon bei "Wall-E" nicht geklappt, wo die Menschheit in einem Wohlfühl-Raumschiff lebte.

Ich sehe für beide Archen offensichtliche Lösungen. Das Nahrungs-, Energie-, Alien-, noch das Virenproblem halte ich für lösbar. Wenn dies so wäre, dass die Menschheit nicht vier Probleme handhaben könnte, dann wäre sie schon längst ausgestorben.

Das Buch hat Potenzial, aber die Ausführung sollte überarbeitet werden. Es gab viele belanglose Dialoge, die wohl dazu dienten, ein Bild vom Charakter einer Person zu bekommen. Das nützt jedoch sehr wenig, da dieses Wissen in der Handlung keine Bedeutung erfährt.

Insgesamt schneidet die im Buch skizzierte Menschheit ein wenig zu passiv ab. Aktuell steht das Buch sehr im Schatten von vergleichbaren Dystopien wie "Silo" und "Auf Anfang: Omegalpha". Im Vergleich dazu komme ich auf drei Sterne. Alle guten Dinge sind drei. Bleibt zu hoffen, dass die Fortführung der Reihe mit dem Teil drei noch die Kurve kratzt und die Menschheit zu neuen Höhenflügen verhilft - digital, viral, egal.

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