Dienstag, 24. August 2021

Die letzte Bibliothek der Welt von Freya Sampson

Außenseiter richten sich an die Außenwelt

June ist eine kompetente Bibliotheksangestellte. Sie liest selber viel und hält es mit Datenschutz nicht besonders hoch. So schaut sie in die Ausleihlisten der Besucher und stellt sich mit viel Fantasie vor, was wohl für ein Charakter und welch Schicksal dahinter stehen mag. Ihre verstorbene Mutter hatte ihr einst mitgegeben, dass gute Bücher die beste Gesellschaft seien. Ihr fragt Euch sicherlich, ob dieses Buch "Die letzte Bibliothek" von Freya Sampson ein gutes Buch ist.

Nun, das Buch ist sehr Cosy ohne Crime. Der einzige "Crime" ist, dass die Kreisverwaltung die Bibliothek in der June arbeitet, schließen will. Wir können nachvollziehen, dass hier eine kleine Welt zusammenbricht. Sehr viele profitieren auf unterschiedliche Weise von der Bücherei - zur Unterhaltung, zum Studium, für Kreuzworträtsel, zum Backen, zum Sprachen lernen, zum Lästern, ... Jeder Besucher sucht hier etwas anderes und June kann alle bedienen. Aber das soll ein Ende haben. Widerstand gegen die Schließung formiert sich, sowie Intrigen gegen den Widerstand. Und Widerstand regt sich bezüglich dem Date mit Alex und gegen das Vorsingen vor den Kindern. Nützt aber alles nichts. Die Geschichte ist etwas durchsichtig wie das Kostüm des engagierten Strippers mit Polizeimütze, der für die nötige Aufmerksamkeit in den Medien sorgt. June wird unter Druck gesetzt. Sie darf sich nicht für den Widerstand engagieren. Aber so ist das mit Verboten. Sie arbeitet mehr im Hintergrund, zieht ungesehen und unbemerkt die richtigen Stripper - äh, ich meine Strippen.

Die Autorin stellt Außenseiter der Gesellschaft in den Vordergrund und deren intensive Verbindung zur Bibliothek. June, selbst eine Außenseiterin, agiert umgekehrt im Vergleich zu einem Tollpatsch. Sie denkt, alles falsch zu machen, aber macht, ihrem Herz folgend, alles richtig. Naja, fast alles - Zuhören kann sie nicht richtig. Zumindest stelle ich das fest, als sie ein geheimes Intriganten-Gespräch belauschte. Eigentlich hätte sie wissen müssen, wer Sympathisant und wer ihr Gegner ist. Naja und die Romanze zieht sich wie ein drei Jahre altes Kaugummi. Aber es werden im Verlauf der Handlung noch Wetten angenommen. 
Insgesamt hat mir das Werk gefallen. Nur schade, dass der schöne Wald verkauft und vermutlich mittlerweile vom Bauunternehmen abgeholzt wurde.
Das Buch ist ein wenig emotional. Und mit Emotionen lassen sich Berge bewegen. Statistiken, Einsparungspläne, Gewinnaussichten verblassen, wenn wir berührt werden. Normalerweise, aber was ist schon normal. Deswegen gibt es fünf unnormal emotionale Sterne von mir.

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