Dienstag, 6. Juli 2021

Galileo von Dieter Pueschel

Das Buch "Galileo" ist nach einer wahren Begebenheit von Dieter Pueschel verfasst worden. Das heisst, obwohl es um Raumfahrt geht, ist es nicht Science Fiction im bekannten Sinne, sondern um Science und Fiction. Anfangs wird uns der Techniker und Nachwuchsingenieur Juri Wasdiljewitsch groß und breit vorgestellt und ich frage mich, ist das alles wichtig?

Auf dem Cover ist auch Galileo in technischer Ausführung und als menschliches Profilbild abgebildet. Leider kommt der Mensch Galileo überhaupt nicht zu Wort. Daher habe ich ihm Raum für seine Meinung zum Buch in meiner Rezension gelassen. Er meint im Unterschied zu diesen Buch, sei das Buch der Natur mit mathematischen Symbolen geschrieben.

Die ersten Szenen in Buch spielen an unterschiedlichen Orten mit stets weiteren Personen und erscheinen mir zusammenhangslos: Wohnungsbrand, fehlendes Fachhandwerk, lange Schläuche, Polizei-Alltag.

Alle Charaktere werden ungewöhnlich detailliert beschrieben. Für meinen Geschmack ist das größtenteils unnötig. Es wäre geschickt, dem Leser dies indirekt aus den Handlungen, Dialogen und Mimiken/Gestiken der Charaktere schließen zu lassen. In manchen Dialogen habe ich schwierigkeiten zu erkennen, wer was sagt: Es geht mit meinen Worten etwas so: "Wo stehen wir?"
"Am Anfang..."
"Das ist nicht weit."
"Ja, aber es ist ein Anfang."
"Die Neugier steht immer an erster Stelle eines Problems, das gelöst werden will."
Was davon hat Galileo gesagt?

Dann aber nimmt die Geschichte ihren Gang. Eine Entführung, nein, Kidnapping, ja, aber Kidnapping von einem Satelliten. Das ist ja wie bei einem James Bond! Das ist jedoch noch nicht alles: "Erpressung"! Galileo, so heißt das Buch und das ist auch die Bezeichnung des europäischen Satellitensystems, bei dem zwei Satelliten unter fremder nicht autorisierter Kontrolle geraten sind. Galileo kennen wir ja als weltweit nutzbares Satelliten-Navigationssystem, um sich unabhängig vom amerikanischen GPS zu positionieren. Die technische Lösung am Himmel misst, was messbar ist. Die Ermittler hingegen müssen messbar machen, was noch nicht messbar ist.

Für mich wird das europäische Satellitensystem im Buch zu wenig thematisiert. Ich denke nicht, dass das Satellitensystem "Galileo" bereits zur Allgemeinbildung zählt und jeder die politischen Hintergründe kennt und wie GPS funktioniert.

"Wer die Geometrie begreift, vermag in dieser Welt alles zu verstehen."
Galileo

Das Buch wird im Verlauf weniger technisch und geht in den Modus eines Krimis über. Es ist nicht gerade die klassische Art von Krimi, wo die Polizei dumm und unsynchronisiert herüber kommt und die Ermittlungserfolge von privaten Leuten erfolgen. Es geht erstens international zu und zweitens mit überraschend guter behördlicher Zusammenarbeit.

"Zwei Wahrheiten können sich nicht widersprechen."
Galileo

Es kommen verwirrend viele Personen, Organisation und Nationen vor. Doch das finde ich realistisch und authentisch.

"Die Natur ist unerbittlich und unveränderlich, und es ist ihr gleichgültig, ob die verborgenen Gründe und Arten ihres Handelns dem Menschen verständlich sind oder nicht."
Galileo

Es ist kein Krimi als "One-Man-Show" oder "Miss Marple-like", sondern es agiert ein globales Team mit schwarzen Schafen und Seals inklusive.

Es entwickelt sich eine Jagd, die die Ermittler rund um den Globus führt. Mir scheint es auch so, dass die Ermittler ihren Spass haben. Sie sind ganz unverkrampft und locker trotz langer Flugreise und neigen zu Scherzen und amüsanter Beschreibung ihrer Lage. Es werden keine Kosten und Mühen gescheut, Grenzen überschritten, denn es geht um noch viel mehr Geld als die Reisekosten.

"Wer will der Verstandeskraft und der Erfindungsgabe des Menschen Grenzen vorschreiben?"
Galileo

Gute Frage, ich nicht. Ich fand die Kulisse, die eingesetzten Waffen, die Technik und den Tathergang recht anschaulich, authentisch beschrieben. Ich habe nur zum Schluss vermisst, dass der Autor etwas zu der wahren Begebenheit schreibt.

"Alle Wahrheiten sind leicht verständlich von dem Zeitpunkt an, wo sie aufgedeckt werden. Die Frage ist, ob sie aufgedeckt werden."
Galileo

Der Roman ist quasi abgeschlossen, doch lässt er Raum für eine Fortsetzung und eine weitere Reise. Ich finde das gut, denn da stimme ich Galileo zu: "Wer die Wahrheit nicht kennt, ist nur ein Dummkopf.".

Ansonsten sind mir noch ungewöhnlich viele Rechtschreibfehler aufgefallen, die bei meiner Bewertung nicht zu einer Abwertung führten. Ich hatte auch das Gefühl, dass der Autor erst ab Mitte des Buches den Fluss der Handlung in Griff bekam. Zumindest fühlte ich mich erst ab Mitte des Buches grandios unterhalten.

Das letzte Wort hat Galileo:
"Man kann einen Menschen nichts lehren, man kann ihm nur helfen, es in sich selbst zu entdecken."

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