Samstag, 3. April 2021

Imkersterben von Patricia Brandt

Summ, summ, summ, die Imker fallen um

Das Buch "Imkersterben" von Patricia Brandt genießt der Leser am besten bei einer Tasse heißem duftenden Kaffee und einem Fischbrötchen. Es geht gemütlich zu in Hohwacht. Und doch ist ein Bewohner gestorben. Wir können uns denken, dass dies nicht ganz natürlich geschehen ist, da es sich hier um einen Kriminalroman handelt. Ja und der Titel deutet schon darauf hin, dass es ein Imker war. Die Anwohner legen eine Schweigeminute ein, die nicht lange hält, da jemand zu der Gesellschaft hinzustößt und amüsiert die Stimmung bewertet: "Was 'n hier los? Ist jemand gestorben?". Das ist der Humor, wie ich ihn mag. Immer wieder werden von der Autorin aus dem Nichts ulkige Beschreibungen oder Entgegnungen eingeflechtet, wo ich den Kaffee über den Tisch pruste.

Als ich im Buch las, dass Honig manchmal mit billigem Sirup gestreckt würde, habe ich gleich an meine zwei Honiggläser gedacht, die ich beim Bauern gekauft habe. Hmm, kein Kontrollzeichen, worauf begründet sich mein Vertrauen. Andererseits wie gut und umfangreich sind die Kontrollen in Supermärkten? Ist Honig aus nicht EU Ländern womöglich gestreckt ohne nachweisbar zu sein? Wurde der Honig zu früh geerntet?

Nächste Überraschung im Buch war, dass ein Imkeranzug 129 Euro kosten kann. Da muss ein Imker schon jede Menge Honig verkaufen müssen. Schließlich ist das nicht das einzige Utensil, was ein Imker benötigt. Ernüchternd stelle ich fest, dass der teure Schutzanzug nicht vor Mord schützt.

Es wird deutlich, dass Imkern mir eher als ein Hobby erscheint als eine ernsthafte Einnahmequelle. Je mehr Geld verdient werden will, desto mehr Völker müssen betreut werden. Im Internet habe ich gefunden, dass etwa 10 Stunden pro Bienenvolk im Jahr aufzuwenden sind. Bei 60 Völkern also 600 Stunden im Jahr. 600 kg Honig im Jahr. Das macht 6000 Euro. Also 10 Euro pro Stunde Verdienst.

Unser Kommissar Oke ist hingegen sehr gut bezahlt. Er hat so seine besonderen Ermittlungsmethoden. So bückt er sich gerne, um im Untergrund Verbrecher zu suchen. Das Buch hat 282 Seiten und auf Seite 168 meint Oke grummelnd, dass er noch keine Verdächtigen habe. "Schau ma moi, dann seng mas scho", denke ich. In der Tat kommen hier und da Regionaldialekte zum Einsatz, was die Charaktere authentischer erscheinen lässt.

Ich merke auch, dass die Autorin sehr sauber recherchiert hat und selbst über einige Imker-Erfahrung besitzt. Verbrechen und Wissen rund um Honig vermischt sie unheilig in dem Buch und streckt damit den Roman.

Als leidenschaftlicher Honigesser war ich fast schon erschrocken, wie stark das Panschen verbreitet ist. Und wie hilflos der Konsument ist. Vertrauen ist schön, aber Kontrolle ist besser scheint es, aber können wir der Kontrolle vertrauen?

In ihrer Verunsicherung werden die Konsumenten demnächst tief ins Honigglas schauen und womöglich eigene Qualitätsuntersuchungen unternehmen. Wird der Honig auf Löschpapier eingesogen? Ist der Honig flüssig? Woher stammt der Honig? Wurde eine Kontrollstelle oder ein Siegel angegeben? Und ich bin mir sicher, dies wird nicht lange anhalten. Zu groß ist die süße Versuchung, zu beliebt ist das Produkt, zu gern beobachte ich das unermüdliche Treiben meiner Arbeitsbiene, während ich gemütlich in dem Buch schmökere. Schatz? Wann gibt es Abendbrot?

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