Montag, 15. März 2021

Aithers Hirn (Zwischen Nirgendwo und Überall 3) von Peter Jungk

Das kann ja Aither werden

Der dritte Band "Aithers Gehirn" der "Zwischen Nirgendwo und Überall" Reihe fängt für mich amüsant an. Auf der Erde wird das beste und größte Raumschiff gebaut. Es trägt den Namen "Kronos". Es ist ebenfalls ausgestattet mit einer Bordintelligenz, wie wir das bereits von "Titan", einem Raumschiff aus dem zweiten Band kennen. Nur bei Kronos wurde von den Assemblern eine noch leistungsfähigere Intelligenz verbaut. Ja, die Entwicklung geht immer weiter. Es stellt sich jedoch heraus, dass Kronos nicht zu seiner ersten Mission aufbrechen mag. Ein Raumschiff, was so hochentwickelt ist, dass es nicht fliegen will? Ich fasse es nicht. Die Idee kommt auf, dass vielleicht der gute alte Titan vermitteln kann. So quasi von KI zu KI.

Der zweite Band der Buchreihe wird zu Beginn als Wiederauffrischung und für Quereinsteiger wiederholt. Aber auch diejenigen, deren Synapsen bereits beim Lesen des zweiten Bands durchgebrannt sind, bekommen hier noch einmal die Management-Kurzfassung.

Titan freut sich wieder am Geburtsort Erde zurück zu sein und hält sich in seiner Begeisterung nicht ans Protokoll. Nicht das erste mal. Wir kennen ihn ja, dass er oft einen eigenen Kopf hat und ein prächtiger Diskussionspartner ist, der eine Situation nebulös darstellt und seinen Gesprächsteilnehmer dermaßen beschäftigt, dass er am Ende selbst entscheidet - zum Wohle aller. Das erinnert mich sehr stark an meine Frau, aber in dem Fall steht die KI eher näher zu der Schiffsbesatzung, CON, Kronos, Gott und die Welt.

Warum verhält sich Kronos so sperrig wie ein Teenager? Er hat eine geheimnisvolle Nachricht über den zeitfreien Spinkanal empfangen, die ihn beunruhigt. Die KI hat schlichtweg Angst. Es stellt sich heraus, dass das Signal ebenfalls von einer Intelligenz kommen muss. Vermutlich einer Intelligenz, die noch intelligenter als die Schwarmintelligenz von CON des Planeten Titans ist. Ich weiß nicht, woran eine KI so etwas feststellt. Ob es so eine Art Intelligenztest gibt mit Benotung "Kopfrechnen schwach, aber Intelligenz sehr gut"?

Bei den Menschen ist jedenfalls ein dringendes Bedürfnis entstanden, wo der Sender lokalisiert ist, ob es mehrere gibt und wenn, wo diese sind.

Sie tippen dabei, dass es sich im Inneren der Riesengalaxis befinden muss. Während wir vor Neugier platzen muss zunächst noch Kronos dazu bewegt werden, den Kokon abzustreifen, damit es losgehen kann. Aber Kronos arbeitet schon auf Hochtouren und schottet sich mit dem Kokon ab. Warum irgendwo hin reisen, wenn er auch so kommunizieren kann.

Er verbraucht damit enorm viel Energie, aber mit der Versorgung können sich andere beschäftigen. Irgendwann gibt es weitere Befunde aus der Kommunikation. Es ist von der Erde als Versuchsplanet die Rede. Und es gibt scheinbar nicht nur einen. Die Versuchsplaneten sind durchnummeriert. Erde 1 ist jedenfalls im Virgo Cluster. Achso, ja hätte ich mir denken können.

Wie wir das bereits von den vorherigen Bänden her kennen, muss der Leser selbst ganz viele Informations-Puzzlestücke zusammensetzen. Hier ist Ausdauer, Offenheit und Abstraktionsvermögen gefragt. Nicht immer ist es erhellend, Titan zu fragen, denn die Kommunikation mit Titan ist nicht leicht. Manchmal steht er neben sich selbst. Er hat oft andere Prioritäten, selbst wenn Werner vor ihm steht oder gerade wegen ihm.

Dieser Band ist sehr schwierig zu verstehen, wenn wir nicht gerade eine Bordintelligenz zur Hand haben, denn das Universum ist komplex. Die Möglichkeiten sind unermesslich und das wird im Buch nicht versteckt. Hier bekommen wir das volle Programm und können selbst nachvollziehen, wie unsere Synapsen heiß laufen. Entdecker kommen auf ihre Kosten durch die prächtigen Ideen von Peter Jungk. Ein Trost ist, dass trotz Emergenz auch eine KI wie Kronos sich hart tut.

Ich habe während des Lesens immer den Bezug zum Titel gesucht. Irgendwann ist die Bedeutung klar. Aither ist hier ein Universum aus miteinander vernetzten Galaxien, die als neuronales Hirn fungieren. Puh, was für eine Vorstellung. Das kommt mir alles wie eine Matrjoschka vor. Es gibt immer noch jemand intelligenteres als man selbst. Diese Existenz wird stets intelligenter durch die Intelligenz von vielen. Wobei es immer schwer ist, wenn die höhere Intelligenz mit der geringeren Intelligenz kommunizieren will und umgekehrt. Darum schließe ich mit den Worten: "Das kann ja Aither werden.".

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