Mittwoch, 2. September 2015

Sportplatz-Gesellschaft

Laufplatz-Besucher sind teilweise schon etwas merkwürdig.

Die meisten tragen eine riesige Sporttasche zum Sportplatz, wo meine Ski- und Taucherausrüstung Platz haben könnte. Was mag da wohl alles drin
sein? Bis auf eine Wasserflasche, eine Banane oder ein Müsliriegel, kann ich mir nichts vorstellen, was ein Läufer noch alles brauchen könnte.

Heute war es wieder so. Da kam ein junger Kerl im besten Läuferalter mit einer gigantischen Sporttasche. Nach kurzem Herumgezappel ging es beim  ihm los auf die Laufbahn. Derweil drehte ich weiterhin meine Runden.
Er läuft sich bestimmt erst ein und dann mal sehen was er so drauf hat, dachte ich mir. Nach zweihundert Metern Bemusterung kam ich zum Ergebnis, dass der Laufstil ineffizient bei ihm war. Ich setzte zum Überholen an und da passierte es. Der Läufer war bereits fertig mit seinem Lauftraining. Nach wohlgemerkt zwei Runden, also in Summe 800m. Respekt! Geschnappt wurde von ihm die Sporttasche und weg war er. Ich war wieder allein.

Nach ein paar weiteren Runden kam die nächste Merkwürdigkeit. Diesmal war es eine drahtige Frau, die so aussah als würde sie sich von den wenigsten Männern überholen lassen. Sie schleppte eine ebenso ein große Sporttasche mit sich. Diesmal konnte ich beim Auspacken den Inhalt erkennen: ein Ghettoblaster, eine Gymnastikmatte, ein Paar Schuhe, ein Handtuch und eine Trinkflasche. Dann fing sie an. Ich zog weiterhin meine Runden und beobachtete das Schauspiel aus den Augenwinkeln. Die Musik ging an und die Frau führte Gymnastik-Übungen aus - eine nach der anderen wie nach einem Lehrbuch. Die Präzision war atemberaubend, die Schnelligkeit war beindruckend und der Krafteinsatz war enorm. Ich fing vom Zusehen vermehrt an zu schwitzen und mein Puls ging automatisch höher. Respekt, ich würde das Programm keine 15 Minuten durchhalten.

Wenn sie jetzt noch anfinge, zu laufen, dann würde ich vom nicht vorhandenen Glauben abfallen. Aber sie packte ihre Tasche und war genauso schnell weg wie der junge Mann zuvor.

Ich konnte mich wieder voll auf mich konzentrieren, bis eine Horde Kinder mit fremdländischer Gesichtsprägung kam, die Steine auf die Laufbahn schmiss.

Genug Gesellschaft für heute. Ich packte meine imaginäre Tasche und verließ den Sportplatz.

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